von James A. Brett

Sherlock Holmes Hörspiele scheint es wie Sand am Meer zu geben. Jedenfalls „laufen“ sie einem ständig über den Weg. Und dabei sind sie meist recht ordentlich gemacht, bieten sie doch gute Unterhaltungskost. Was bei ihnen auffällt, sie scheinen irgendwie alle gleich „gestrickt“ zu sein. Der Fall wird an Holmes und Dr. Watson herangetragen, die beiden begeben sich auf die Fährte und Holmes klärt alles im Alleingang und lässt sich ab und zu herab vor der Auflösung auch seinen Freund und Assistenten Watson ein paar Brotkrumen hinzuwerfen.

So weit so gut. In der Produktion der Romantruhe geht es ein wenig anders zu, was ich pers. äußerst erfrischend finde. In "Das Geisterhaus" wird das erste Zusammentreffen der beiden so unterschiedlichen Personen geschildert und natürlich auch gleich ihr erster gemeinsamer Fall. Dr. Watson kommt aus dem Feldzug in Afghanistan zurück und ist auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft und einer dazugehörigen Unterkunft. Holmes ist ebenfalls auf der Suche, allerdings nur nach einer Unterkunft die er sich finanziell leisten kann. Ein alter Freund Dr. Watsons bringt die beiden zusammen. Und obwohl Holmes in seiner uns bekannten Art nicht unbedingt freundlich auftritt, beschließen die beiden Männer zusammen eine Wohnung zu mieten. Mitten im Einzug in die Baker Street 221A, erhält Holmes seinen ersten Auftrag. Und er lässt es sich nicht nehmen seinen neuen Wohnungsgenossen mit zu nehmen um ihn in diesen Fall einzuspannen.

Die Stimmen diese Produktion sind alle samt sehr gut ausgewählt. Zuerst hatte ich ja die Befürchtung wegen Charles Rettingshaus immer Geordi LaForge zu hören, immerhin hat er diesem meistenteils seine deutsche Stimme verliehen, aber dies war fehl am Platze. Er spricht Holmes mit einem leicht hochnäsigen Tonfall, den wir Deutschen den Engländern allgemein andichten, und gibt ihm damit einen eigenen Charakter der in keinster Weise an den Chefingenieur der Enterprise D erinnert. Sehr gut. Auch die Produktion an sich, also Effekte, Musik und dergleichen sind ausgezeichnet. Was aber besonders auffällt, und mir ganz besonders gut gefällt, ist die Zeit, die sich der Regisseur lässt. Man hat ganz das Gefühl er nimmt sich Zeit die Geschichte entwickeln zu lassen, die beiden Hauptcharaktäre können sich kennen lernen und auch die Handlung hat Zeit. Da geht es nicht Fall auf Fall, Kriminalfall, Ermittlung, Deduktion, Aufklärung. Nein, hier wir miteinander geredet, Geschichten werden erzählt, Dinge werden aufgenommen und der Zuhörer hat auch Zeit diese zu erfassen und ebenfalls in sich aufzunehmen. Großartig! Da macht es noch mehr Spaß das Zusammentreffen von Holmes und Dr. Watson zu verfolgen und dem spannenden Fall zu folgen. So sollte ein Sherlock-Homes-Kriminalhörspiel immer sein. Wobei ich damit nicht sagen möchte das mir die anderen Produktionen nicht gefallen, aber so hat man einfach mehr Zeit zu genießen.


Typ Hörspiel
Medium CD
Erscheinungjahr2010
Verlag/LabelRomantruhe
AutorJames A. Brett
ProduzentMarkus Winter
RegieMarkus Winter
MusikerOliver Baumann, WinterZeit und Claudia Simbach
ISBN/Asin394081203X
Lauflänge72