von Sophie Seeberg
rezensiert von Oda Plein

„Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey.“ Ein besonderer Titel, ein besonderes Buch, erschienen 2013 beim Knaur Verlag. Sophie Seeberg hat nicht nur Erfahrungen aus ihrem Berufsleben beschrieben, sondern ein Werk geschaffen das eindeutig darstellt, was Psychologen und Pädagogen in ihrer Arbeit erwartet.

Mit Humor, Gefühl, Sarkasmus, Einfühlungsvermögen und einer Portion Ehrlichkeit beschreibt die Autorin Fälle, die sie als Sachverständige für das Gericht erlebt hat.

Eine völlig verdreckte Wohnung, Desinteresse von Eltern für ihre Kinder, Rollenverschiebungen, Kriminalität, Misshandlungen, Vernachlässigung. Das alles hat seinen Platz im Berufsleben von Pädagogen. Das alles beschreibt die Autorin schonungslos und gleichzeitig mit einer persönlichen Ehrlichkeit, die den LeserInnen von Fall zu Fall in Fassungslosigkeit, Mitleid, Trauer und sogar Angst katapultiert.

Erfahrene Pädagogen, besonders aus der stationären Jugendhilfe und der Familienhilfe werden ihre Arbeit hier wiedererkennen. Sich selbst sehen mit allem drum und dran. Neulinge werden vermutlich erschrocken sein. Keiner sollte darauf verzichten, das Vorwort der Autorin sehr aufmerksam zu lesen.

In diesem Buch gab es nicht die Absicht etwas schön zu reden oder bunte pädagogische Blumen zu streuen, aber es geht auch nicht darum zu sagen, dass man immer solche Fälle zu bearbeiten hat.

Ist es wirklich die Wahrheit, wenn Sophie Seeberg von einer Wohnung berichtet in der Kinder in einem absolut desolaten Umfeld leben und jeder, der die Wohnung betritt durch Urin, Essensreste und Dreck keine Luft holen kann. Ja das kommt tatsächlich vor.

Ist es wirklich die Wahrheit, wenn die Autorin berichtet, dass junge Eltern in eine Notlage geraten und keine Hilfe bekommen, sondern ihr Kind verlieren? Ja so was passiert.

Ist es wirklich die Wahrheit wenn die Familienpsychologin beschreibt, wie ein Familienvater seine Exfrau und dann auch sie selbst massiv bedroht? Ja auch das passiert in solchen Jobs.

Was Sophie Seeberg aber keineswegs vergisst, ist immer wieder klar zu machen warum Menschen sich solchen Arbeitsbedingungen aussetzen, warum es sich lohnt dies Tag für Tag zu machen.

Kann eine Rezensentin so was beurteilen? Ja wenn sie selber Pädagogin ist, die in diesem Bereich arbeitet, dann kann sie das und sie kann allen Kollegen dieses Buch ans Herz legen. Es wird jeden an die Nieren geht, weil hier deutlich wird, was für einen schweren Job wir da machen und vor allem, dass wir damit nicht alleine sind.

 

Familien, die Hilfe wollen, bemüht sind und die Kraft haben ihr Leben selber in die richtigen Bahnen zu lenken, die gibt es oft. Denen begegnet man in diesem Arbeitsbereich aber leider nur selten und die sind die absoluten Lichtblicke.

Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey ist aber nicht nur für Psychologen und Pädagogen das perfekte Buch. Jeder kann hier mal ganz deutlich das eigene Leben anschauen und sehen, dass manchmal Humor, manchmal Sturheit und manchmal die richtige Portion Gefühl richtig viel verändern kann.

Der Schreibstil der Autorin und die Ich Perspektive machen es den Leserinnen leicht sich in die Rolle der Sachverständigen einzufühlen, die Welt mit ihren Gedanken und Beobachtungen zu erleben. Dieses Buch kann man nicht aus der Hand legen, bevor es wirklich zu Ende ist. Auch die Anzahl der Fälle ist gut gewählt. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Immer wieder gibt es eine Portion Humor und Sarkasmus, was die Anspannung wieder abklingen lässt.

Absolut lesenswert, empfohlen für jede Frau, jeden Mann, jedes Elternteil, alle Pädagogen, Psychologen und Therapeuten.


Medium Taschenbuch
Buch Genre Sachbuch
Erscheinungjahr2013
Verlag/LabelKnaur
AutorSophie Seeberg
ISBN/Asin978-3426786031
Seitenzahl256