von Vincent Voss
rezensiert von Oda Plein

Liam zieht nach Wakendorf II, ganz in der Nähe von Hamburg. Er will seine Ehe retten, dafür sorgen, dass es den Kindern gut geht. Doch nicht alles ist so beschaulich, wie es die Hauptfigur in dem Roman „Faulfleisch“ geplant hat.

Vincent Voss ist der Autor dieses Horrorromans, der 2012 in Torsten Low Verlag erschienen ist. Der Autor lässt sich viel Zeit, um Liams Situation und seine inneren Unsicherheiten zu beschreiben. Es ist ganz klar, hier haben wir einen Mann, der so alltäglich ist wie du und ich oder einer unserer Nachbarn. Der Autor platzt nicht mit einem Horrorszenario in die Köpfe, sondern versucht nach und nach ein bedrohliches Szenario zu entwickeln. Dies gelingt ihm so gut, dass manche LeserInnen nach mehr Aktion bitten werden und vermutlich gerne auf ein paar private Momente der Hauptfigur verzichtet hätten. Im letzten Drittel geht es dann aber richtig los und die LeserInnen sollten einen festen Magen haben, denn Liam ist nicht nur an einen Sado-Maso-Nachbar geraten, sondern an einen Kannibalen, dessen Fleischbeschaffung ungeahnte Folgen hat.

Vincent Voss stellt hier ein alltägliches biederes Dorfleben dem wirklich ekeligen Horror gegenüber. Dabei nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund, übertreibt es aber trotzdem nicht. Ohne etwas mehr Ekel, Blut und Gemetzel hat man nun mal keinen Horrorroman, sondern eine kleine romantische Gute Nacht Geschichte. Sollten die LeserInnen sich fragen, wie der Autor darauf kommt Szenen in denen Menschen gequält und/oder gegessen werden, so detailgetreu zu beschreiben, er nimmt sehr offen im Buch dazu Stellung und er hat einen guten Grund.

So eine Horrorstory nach Wakendorf II zu packen und nicht, wie wir es gewöhnt sind nach Amerika, ist eine gute Idee. Das Furchtbare ist gleich nebenan. Den LeserInnen ist damit der Weg versperrt sich zu sagen, dass so etwas ja nur ganz weit weg passiert. Zudem beschreibt der Autor die Gegend so intensiv, dass man zwischendurch Lust bekommt, das kleine Dorf doch mal zu besuchen.

Das könnte natürlich auch daran liegen, dass Vincent Voss ganz in der Nähe wohnt.

Der Autor hat sehr gute Ideen was Überraschungen angeht. Zunächst würde keiner ahnen, dass es in dieser Geschichte um Zombies geht. Der hintere Klappentext verrät es nicht. Doch im Buch, gleich auf Seite 2 findet man genau die Information, die man zunächst gar nicht haben sollte. Schade, denn so warten vermutlich einige LeserInnen die ganze Zeit, in der sich die Geschichte entwickelt, dass endlich die Untoten auftauchen. Manch einer könnte sich hingehalten fühlen, anstatt die überraschenden Wendungen einfach mit Genuss beim lesen zu genießen.

Liam kämpft mit sich, seiner Angst und mehr als einmal verdrängt er die Ahnungen, die ihm vielleicht vieles erspart hätten. Auf der einen Seite wird deutlich, dass die Angst manchmal ein sehr gesunder Ratgeber sein kann, auf der anderen kann er aber auch nicht aufhören den Dingen auf den Grund zu gehen. Hier begleiten die LeserInnen keinen großen Helden, der die Welt rettet, sondern einen ganz einfachen Kerl mit viel mehr Schwächen als Stärken. Dabei bleibt es dann auch. Auch die Nebenfiguren sind gut beschrieben, erfahren aber keine Entwicklung. Auch wenn das bei Horrorgeschichten nicht gerade ein wichtiger Punkt ist, die Figuren sind so gut angelegt, dass die Erwartungen beim lesen automatisch steigen.

„Faulfleisch“ werden die LeserInnen entweder sehr mögen, oder vollkommen ablehnen. Das ist bei diesem Genre in der Regel sowieso meistens klar, doch auch an den Schreibstil des Autor muss man sich zunächst erst mal gewöhnen. Kurze knappe Sätze, einfache klare Beschreibungen ohne Schnörkel. Es gibt keine bildhaften Vergleiche, keine umschriebenen Bilder. Der Autor verlässt sich darauf, dass die LeserInnen ihre Gefühle ohne große Hilfe entwickeln. Wobei dieser Schreibstil den Ekelfaktor auch ein wenig dämpft, es also durchaus volle Absicht und kein genereller Stil des Autor sein kann/muss.

Die Story hätte ein stimmungsvolleres Cover verdient. Es setzt das Buch, mit der Art der Gestaltung, auf eine Stufe mit Gruselheften und da steht diese Geschichte um Längen drüber. Das Coverbild selber ist gut durchdacht, die Umsetzung ist nicht so gut gelungen. Der Einband hätte etwas dicker sein können. Das Schriftbild ist aber sehr gut. Eine klares Schriftbild in angenehmer Größe, die es möglich macht das Buch auch mit etwas spärlicherer Beleuchtung zu genießen.

Lobenswert und sinnvoll ist die deutlich sichtbare Altersempfehlung ab 18 Jahren.

Fazit: Ein Horrorroman, der auch ganz klar Horror bietet. Hier bleibt man dem Genre treu und macht keine Ausflüge in den Mysterybereich. Eine gute und solide Story, ohne Schnickschnack und Schnörkel.

Wer gerne mehr über den Autor und seine Bücher erfahren möchte, kann auf http://vincentvoss.de/ einiges finden.

Auch der Torsten Low Verlag hat noch einige interessante Bücher im Angebot. verlag-torsten-low.nr1-shop.net


Medium Taschenbuch
Buch Genre Roman
Erscheinungjahr2012
Verlag/LabelTorsten Low Verlag
AutorVincent Voss
ISBN/AsinISBN 978-3-940036-17-9
Seitenzahl352