von Terry Pratchett
rezensiert von Oda Plein

In dem neuen Buch „Eine Insel“ von Terry Pratchett findet man weder eine flache Welt, noch einen Orang-Utan. Dennoch schafft es der Autor auch in diesem Werk, die Welt seiner Hautpcharaktere (und auch die der Leser) mal sanft, mal durch brachiale Naturgewalt völlig auf den Kopf zu stellen.

Als der jungen Inselbewohners Mau von seiner Prüfung zum Mann auf seine Heimatinsel zurückkehrt, hat eine Welle diese fast völlig zerstört und alle Bewohner getötet. Aller vertrauten Menschen und Begebenheiten beraubt muss Mau nun überleben. Ihm zur Seite steht nur ein junges Mädchen, dass durch die Welle auf der Insel gestrandet ist. Mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt Terry Pratchett wie sich Mau und Daphne, Spross der königlichen Familie, kennen lernen und sich trotz aller gesellschaftlichen und sprachlichen Unterschiede Halt geben.

Das der Originaltitel „Nation“ passender ist, als die deutsche Übersetzung zeigt sich im Verlauf der Geschichte. Abgesehen davon, das das Volk des Protagonisten „Die Nation“ heißt, erschaffen Mau und Daphne mit einigen Überlebenden von umliegenden Inseln, eine neue Gesellschaft, die sich zum Teil aus alten Traditionen, bekannten Religionen und Erfahrungen zusammensetzt, zum anderen aber durch neue Gedanken, Ideen und die unterschiedlichen Kultureinflüsse Gestalt bekommt. Dabei kommt auch der Spaß nicht zu kurz, denn so einige Situationen haben mich persönlich wirklich zum Lachen gebracht. Besonders interessant sind hier die Erkenntnisse Mau´s, als er seine Vergangenheit erforscht und entdeckt, dass sein Volk viel wichtiger ist als er je geahnt hat.

Man merkt deutlich, dass hier ein Philosoph die Feder geschwungen hat. Weder kommen Fragen über Glaube und Moral zu kurz, noch die persönlichen Reifungsprozesse der Charaktere und die grundsätzliche Idee, dass diese Geschichte vielleicht nicht in unserer Realität spielt, es aber sehr wohl könnte. In jeden Falle wird auf sehr schöne Art und Weise deutlich: Je größer die Aufgaben, um so mehr kann der Mensch wachsen.

Solche Gedanken und Ideen in eine Geschichte zu bringen, ohne diese trocken werden zu lassen ist eine Kunst, die wohl nur Autoren wie Terry Pratchett beherrschen, denn das Buch hat gute Spannungsbögen, wirklich überraschende Wendungen, liest sich leicht, ohne auch nur einmal schwerfällig zu sein. „Eine Insel“, erschienen bei Manhattan Verlag (und dessen Jugendverlag) bietet Stoff, der sich zum verschlingen eignet. Ich jedenfalls hatte immer Probleme das Buch aus der Hand zu legen.

Vielleicht hätten einige Leute das Buch besser lesen sollen, statt bei der oder durch die Übersetzung in Streitigkeiten zu geraten, so dass der eigentliche Übersetzer Bernhard Kempen nicht mal im Buch erwähnt wird (siehe auch www.wetterspitze.info. Zeigt Terry Pratchett doch gerade in diesem Werk auf, wie wichtig gegenseitiger Respekt und Ehrlichkeit für das Überleben sind. Oder sind seine Ideen, dass Kannibalen zivilisierter sein können als westliche Piraten gar nicht so abwegig?



Nach meiner persönlichen Meinung ist „Eine Insel“ kein Kinderbuch, welches sich auch für Erwachsene eignet. Bei aller Leichtigkeit und dem vorsichtigen märchenhaften Zauber enthält das Buch einfach zu viele ernsthafte und wichtige Denkanstöße in Richtung Religion, Gesell-schaft, Tod, Krieg und Moral. Auch wenn der unvergleichliche Humor von Terry Pratchett die Geschichte nie zu schwer, traurig oder düster werden läst – gibt es genügend Chancen sich selbst und anderen einige wichtige Fragen zu stellen, die Kinder und Jugendliche doch sehr überfordern dürften.

Fazit: Ein wirklich lesenswertes Buch, das man einfach genießen kann oder wenn es dem Leser/innen beliebt, auch das eigene Denken mal wieder mit einer wirklich riesigen Welle in Schwung bringt.

Original TitelNation
Medium gebundene Ausgabe
Buch Genre Roman
Erscheinungjahr2009
Verlag/LabelManhatten
AutorTerry Pratchett
ÜbersetzerPeder Brenkmann
ISBN/Asin9-7834-4254-6558
Seitenzahl448