von Celine Kierman
rezensiert von Oda Plein

544 Seiten hat „Geisterpfade“, der Folgeroman von Schattenpfade, von Celine Kiernan. Es geht weiter mit Wynter, der jungen Handwerkerin mit Adelstitel, dem Königssohn Razi und dessen Freund Christopher.
Wynter macht sich, gegen alle Versprechen auf den Weg, um Razis Bruder Alberon zu finden. Doch sie gerät schnell in heftige Schwierigkeiten und ihr Leben hängt am seidenen Faden.

Der Beginn der Geschichte lässt die Leser/innen schnell wieder in die Story eintauchen. Es fällt leicht, mit der Heldin mit zu fiebern und ihre Ängste und Sorgen zu teilen. Doch je länger die Geschichte dauert, um so mehr geht es um Christopher und seine Vergangenheit, die in das Leben der drei Freunde mehr und mehr eingreift. Im Grunde und für sich stehend ein interessanter Aspekt, mit der eigentlichen Suche nach Razis Bruder hat es aber kaum etwas zu tun. Es mag gewollt sein, dass weder Razi noch Wynter in der Lage sind, die auftauchenden Merroner zu verstehen und nur Christopher weiß, was in diesen Menschen vor sich geht. Die Leser/innen bleiben aber durch verwirrende Andeutungen und eine unverständliche Sprache ebenso im Dunkeln, wie Wynter und Razi. Ständige und kaum nachvollziehbare Wendungen stärken das Gefühl von Sinnlosigkeit. Vermutlich werden viele Leser/innen während der ganzen Geschichte darauf warten, wann das wirklich Wichtige geschieht.

Für den Story rund um Christopher, sein Volk und seine Vergangenheit ist das sehr schade, denn die Informationen, die hier angeboten werden sind interessant und spannend. Selbst, wenn die Leser/innen davon ausgehen, dass das Geschehen in „Geisterpfade“ für die weitere Geschichte sehr wichtig sein muss, umsonst würde die Autorin doch diesem nicht so viele Seiten widmen, bleibt nach Band 2 das Gefühl zurück, hingehalten zu werden.

Die Charaktere entwickeln sich in „Geisterpfade“ nicht weiter. Christopher wird näher erklärt, aber diese Erklärungen werden auch wiederholt in Frage gestellt. Was das Gefühl der Verwirrung bei einigen Leser/innen noch verstärken könnte. Schade ist es um die Figuren der Merroner, die der Autorin großartig gelungen sind. Sie sind große Sympathieträger , die die eigentlichen Protagonisten immer wieder an den Rand drängen. Im Grunde haben diese ihre ganz eigene Geschichte verdient, unabhängig von der schon bestehenden.

Celine Kiernan hat ein Händchen für interessante Figuren und schön ausgestaltete Welten. Ob sie es schafft all die bisher beschriebenen Geschehnisse am Ende wirklich miteinander zu verbinden und die LeserInnen bis dahin zu halten, bleibt abzuwarten. Sollte ihr dies gelingen, verdient sie in jeden Fall Aufmerksamkeit und Respekt.

Leser/innen die gerne etwas Herausforderung und Geschichten mit Kurven und viel Hintergrund mögen, sollten „Schattenpfade“, „Geisterpfade“ und auch dem dritten Teil „Königspfade“ auf jede Fall eine Chance geben.


Original TitelThe Crowded Shadows
Medium gebundene Ausgabe
Buch Genre Roman
Erscheinungjahr2010
Verlag/LabelHeyne
AutorCeline Kierman
ÜbersetzerAstrid Finke
ISBN/Asin978-3453266346
Seitenzahl544