von Tommy Krappweis, Heinz J. Bründl

Als bekennender Western-Fan, stach mir der Buchtitel von Tommy Krappweis neuestem Buch natürlich sofort ins Auge. „Vier Fäuste für ein blaues Auge -  Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam“. Das erinnert natürlich an einen Terence Hill und Bud Spencer Film, sowie an ein Buch von Mike Hillenbrand, wie Captain Kirk nach Deutschland kam. Und da ich selber Western Live Spiele, war dieses Buch im Grunde ein Muss für mich. Trotzdem zögerte ich eine gewisse Zeit es mir zuzulegen und wurde am letzten Wochenende sehr positiv überrascht, denn da lag dieses Buch tatsächlich in meinem Briefkasten. Zusammen mit ein paar freundlichen Grüßen von Tommy Krappweis. Da sage ich an dieser Stelle doch noch einmal vielen Dank dafür.

An dieser Stelle werde ihn auch einmal kurz zitieren, damit sie wissen worum es in diesem Buch geht. „Dieses Buch entstand zunächst in Form eines mehrtägigen Gesprächs zwischen dem Initiator, Erbauer und Ausstatter von No Name City namens Heinz Bründl und mir. Gemeinsam tauschten wir Erinnerungen aus, Heinz erzählte mir, wie alles begann, lange bevor ich zu der Truppe stieß, und wir versuchten zusammen, ein paar der verrücktesten Geschichten zu rekonstruieren.“ Aus der Mitschrift dieser lustigen Unterhaltung entstand dann das vorliegende Buch. Aber es handelt sich bei Leibe nicht nur um eine nüchterne Nacherzählung vergangener Geschehnisse, rund um diese Western Stadt. Auch wenn das Buch aus einem Gespräch entstanden ist, bringt es uns die Entstehung und das Leben von No Name City doch sehr nahe. Da werden Anekdoten über Geschehnisse leicht und spielerischer Form beschrieben, gewürzt mit den Anmerkungen der beiden Protagonisten. Gerade so als wenn sich über den eben enstandenen Text unterhalten würden. Beispielsweise:

Kapitel Tommy Krappweis:
Das will ich eigentlich gar nicht wissen. (Heinz Bründl)
Ich sag dir dann, was du überblättern musst. (Tommy)

Zum besseren Verständnis, wer welche Aussage getätigt hat, ist immer derjenige in fett gedruckt, der dieses Kapitel nicht geschrieben hat. Das ganze dann noch mit einem Zeichen markiert, so dass es sich deutlich vom Text abhebt. Diese Einwürfe sind das Salz dieses Buches. Denn an ihnen merkt man, das die beiden Schreiber während des Gespräches eine Menge Spaß gehabt haben müssen, an den schönen Erinnerungen aus dieser Zeit. Aus dem Kontext gerissen wirken sie natürlich nicht ganz so gut.

Nicht nur die reinen Geschehnisse werden locker und leicht präsentiert, sondern auch die einzelnen Charaktere, sprich die Menschen die diese Charaktere ausgefüllt haben, werden sehr genau aus der Sicht der beiden Protagonisten geschildert. Danach muss es sich in No Name City um eine Ansammlung total verrückter Leute gehandelt haben, die man an einen solchen Platz aber auch erwartet.

Kapitel Tommy Krappweis:
Das hast Du aber sehr nett umschrieben.
Na klar, wie soll ich das in meinem Buch denn sonst ausdrücken?
Na, dass er nicht ganz dicht war.
Das möchte ich so nicht schreiben.
Ach komm, wer in No Name City war schon wirklich ganz dicht.
Außer dir.
Keiner.
Na vielen Dank.

Das alles ist so locker und leicht und flockig geschrieben, dass man als Leser denkt, man hört der Unterhaltung der beiden Männer zu. Nicht umsonst ist Tommy Krappweis ein Medienprofi und weiß was die Leute unterhält. Allein aus dieser Sicht sind diese Einwürfe ein genialer Schachzug gewesen, denn sie lockern den gesamten Text unglaublich auf und geben ihm zusätzlichen Pepp.

Ich persönlich habe dieses Buch verschlungen! Die Zeit verging wie im Fluge und Ruckzuck war ich am Ende angelangt. Die Erzählungen, und die offensichtliche Freude an den Erinnerungen, bringt mich dazu, dass ich es sehr schade finde, dass No Name City nicht mehr existiert. Gerade als Western Fan hätte ich diese Stadt unglaublich gerne einmal erlebt. Natürlich ganz abgesehen von einem bulligen Western-Stadt-Besitzer Bründl und einem Bankräuber namens Krappweis.

Ob man als Nicht Western Fan dieses Buch auch lesen kann? Ich denke schon, denn es handelt sich hier um lustige und erzählenswerte Anekdoten um eine Stadt und ihre Bewohner. Dass sich das alles im Westernmilieu abspielte, ist eigentlich unerheblich, denn hier werden Charaktere beschrieben, die auch in Steampunk, Krimi oder Science-Fiction vorkommen könnten. Von daher denke ich: Ja! Unbedingt!


Boxtext:

Der Wilde Westen mitten in Bayern. Geht nicht? Von wegen! Jahrelang lockte No Name City eingefleischte Western-Fans in die tiefste Provinz. »Häuptling« Heinz J. Bründl und Stuntman Tommy Krappweis erzählen von ihrem wilden Leben in der Westernstadt: von unzähligen Raufereien und Schießereien, unfreiwilligen Explosionen zu stark gestopfter Schrotflinten bis hin zu den heimlichen und unheimlichen Liebschaften des Totengräbers. Von einem Goldsucher mit Realitätsverlust, der in der Münchner S-Bahn dem Sicherheitsdienst Feuerschutz gab. Und von zwei unverbesserlichen Cowboys, die entgegen aller Konventionen ihren Traum verwirklicht und zur Not auch mit der Flinte verteidigt haben.


Erscheinungjahr2013
Verlag/LabelKnaur
AutorTommy Krappweis, Heinz J. Bründl
ISBN/Asin978-3426785720
Seitenzahl304